„Wie gehen wir mit Antisemitismus um?“ – Durchführung eines innovativen Pilotprojekts gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus
Um dem seit Jahren erneut wachsenden Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus in Deutschland zu begegnen, führte die Muslimische Jugendcommunity Osnabrücker Land e.V. (MUJOS) im Jahr 2022 ein innovatives Modellprojekt durch, bei dem eine Gruppe interessierter muslimischer Jugendlicher zu Multiplikator:innen gegen beide Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ausgebildet wurden. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine Modulreihe unter dem Namen „Wie gehen wir mit Antisemitismus um?“, die ähnlich wie ein Zertifikatskurs aufgebaut ist. Sie besteht aus vier bzw. sechs thematisch variierenden Modulen, die speziell auf muslimische Zielgruppen ausgerichtet sind. Zu dieser zielgruppenspezifischen Anpassung gehört der Projektleiterin, Dua Zeitun, zufolge auch, den Teilnehmenden nicht das Gefühl zu geben, dass „der Antisemitismus aus innen herausgetrieben werden“ müsse. Viele muslimische Jugendliche könnten sich zudem nicht richtig gegenüber antisemitismuskritischen Ansätzen öffnen, wenn sie weiterhin das Gefühl hätten, dass antimuslimische Diskriminierung kein wichtiges Thema sei, so die Islamische Theologin und Pädagogin. „Aus diesem Grund haben wir uns früh dafür entschieden, dass wir uns in den Modulen nicht nur kritisch mit Antisemitismus, sondern auch mit antimuslimischem Rassismus befassen“, erklärt sie. Dies sei nötig, um die Jugendlichen nachhaltig zu bestärken, Opferkonkurrenzen zu vermeiden und einer intensiven Beschäftigung auch mit Antisemitismus in muslimischen Communities den Weg zu ebnen.
Themen wie etwa die Bedeutung des Antisemitismus in der islamistischen Propaganda und Kränkungen im jüdisch-muslimischen Dialog wurden mit den Teilnehmer:innen aufgearbeitet und ein Argumentationstraining gegen Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus durchgeführt. Ebenfalls von zentraler Bedeutung sind hierbei auch zwei Exkursionen: Eine Exkursion führte die Jugendlichen zur Shoah-Gedenkstätte Bergen-Belsen und eine weitere nach Halle (Saale), welches im Jahre 2019 Schauplatz eines rassistisch-antisemitisch motivierten Anschlags wurde. Der eingebettete Imagefilm ist das Produkt einer filmischen Begleitung letzterer Exkursion.
Das Projekt ist in dieser Art bisher bundesweit einmalig. Nach seiner Pilotumsetzung befindet es sich 2023 in der zweiten Förderphase.
Das Projekt wird vom Landes-Demokratiezentrum Niedersachsen und dem Landespräventionsrat Niedersachsen gefördert und aus Mitteln des Bundesprogramms “Demokratie leben!” finanziert.